Wirtschaftsmediation – Paartherapie für Unternehmer?

Wie Mediation wirkt – ganz ohne Wühlen im Urschlamm.

Was haben Sie schon alles über Mediation gehört? So ein Zwischending aus Coaching und Paartherapie? Esoterische Unternehmensberatung, Malen im Stuhlkreis? Und ja, es ist auch nicht gerade hilfreich, dass MediAtion quasi klingt wie MediTation.

Okay, das sind alles interessante Formate, haben aber nix mit dem zu tun, was Mediation in Wahrheit ist, nämlich:

Ein strukturiertes Kommunikationsverfahren zur einvernehmlichen Regelung eines Konflikts.

Wenn man diese Definition in seiner ganzen nüchternen Pracht so dastehen sieht, könnte man glatt seine Angst davor oder seine Lust am Klischee verlieren, oder? Aber schauen wir es uns mal genauer an. Zerlegen wir die Definition Stück für Stück:

1. Struktur

Mediation bietet vor allem eins: viel Struktur – quasi als Gegenmittel zum Chaos des Konflikts. Wer sich in einem Konflikt nicht (mehr) mit dem anderen vorwärts bewegen kann, kennt das: Selbst simple Vorhaben stiften weitere Verwirrung, Wünsche und Meinungen sind nur noch schwer vermittelbar und der roten Faden hat sich in einem kunterbunten oder gar tiefgrauen Wollknäuel verheddert.

Wer in dieser Situation eine Mediation aufnimmt, erfährt Struktur und damit Erleichterung. Auch wenn die Verantwortung für das Thema bei den Parteien bleibt: Die Mediatorin übernimmt Verantwortung für den strukturierten Rahmen und definiert Regeln und Abläufe dazu, wann etwas zur Sprache kommt und wie die Ideen- und Lösungsfindung abläuft. 

2. Kommunikation

„Wer spricht, dem kann geholfen werden.“ Das gilt in der Mediation umso mehr. Mit einem „Schön, dass wir mal gesprochen haben“ ist es derweil nicht getan. Anders als Alltagskommunikation, die – vor allem im Job – oft von funktionaler, zielorientierter Sprache geprägt ist, zielt Mediation auf Gesprächsebenen ab, auf denen „wesentliche Gespräche“ möglich werden. Solche wesentlichen Gespräche zeichnen sich dadurch aus, dass sich Denk- und Gestaltungsräume öffnen, wo sonst nur Sprech- und Gegensprechräume sind. Wenn das Gesagte wirken und auch im anderen arbeiten kann, kann ein vertieftes Verständnis und Neues entstehen.

Sind solche Gespräche ein Seelen-Striptease? Nein, den muss niemand hinlegen.

Ja, ich frage in einer Mediation, was meinen Klienten in Zukunft wichtig ist und warum. Vielleicht werde ich sie auch fragen, was sie sich zu Ihrem Thema erträumen oder wovor sie dabei Angst haben. Wenn sie den Raum für Lösungen weit aufmachen wollen, gehen wir in die Tiefe. Aber niemals müssen die Teilnehmer einer Mediation eine Frage beantworten, die ihnen zu weit geht. Sie gestalten die Mediation. Und ich bin keine Psychologin. Ich analysiere nicht und hinterfrage auch ihre Bedürfnisse nicht, sondern stelle Fragen, die Lösungen für die Zukunft aufmachen können. 

3. Einvernehmlichkeit

Wir kennen viele Formen der Konfliktlösung: Einer setzt sich durch, einer gibt nach, beide schließen einen – schlimmstenfalls faulen – Kompromiss, der Chef entscheidet, wir verklagen uns gegenseitig. Aber was ist eine einvernehmliche Regelung? Und wie kann es die überhaupt geben, wo doch der Konflikt so groß war, dass man in die Mediation „musste“?

Wir glauben oft unsere Position sei die einzig mögliche Strategie. Wenn wir uns jedoch von Positionen und Forderungen aus vorarbeiten zu dem, was wir damit erreichen wollen, stellen wir fest: Es gibt viele Wege nach Rom. Ach, Sie sagen, Sie wollen gar nicht so unbedingt nach Rom? Sie wollen nur Ihr Auslandgeschäft ankurbeln? Naja, da kennt Ihre Kollegin eine Stadt, von der Sie noch nie gehört haben und die für Sie noch viel besser passt. Und plötzlich reden Sie über Lösungen für die Zukunft und nicht mehr über Probleme der Vergangenheit.

4. Regelung

„Schön, dass wir mal gesprochen haben.“ Das wissen Sie jetzt schon: Damit ist es nicht getan. Eine Mediation hat diesen Namen nur verdient, wenn das Ziel der Übung eine verbindliche Regelung für die Zukunft ist. Das muss kein seitenlanger Vertrag sein, auch ein Flipchart mit den Kernelementen Ihrer Einigung ist eine solche Regelung.

Dieser hohe Grad an Verbindlichkeit und Gestaltung konkreter Zukunftsfragen unterscheidet Mediation z.B. von Therapie- und Coaching-Formaten und betont die Nähe zu Einigungsformaten wie Vergleich und Verhandlung. 

5. Konflikt

Meist findet eine Mediation statt, weil zwei oder mehr Parteien einen offenen Konflikt miteinander haben und hierzu einen Dritten hinzuziehen wollen. Dieses Verständnis setzt das Mediationsgesetz voraus. Die dortige Definition von Mediation in § 1 Absatz 1  besagt:

Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mithilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anstreben.

Heißt das, Mediation setzt einen Konflikt zwingend voraus? Nein!

Das Beste kommt zum Schluss: Auch ganz ohne Konflikt können Menschen von Mediation profitieren. Wenn Sie nochmal an einvernehmliche Lösungen, z.B. in Ihrem Unternehmen denken: An wie vielen Stellen laufen die Dinge so, dass die Bedürfnisse aller Mitarbeitenden bestmöglich zur Geltung kommen? Eben! Gar nicht so oft. Weil wir nur selten „wesentliche Gespräche“ über das führen, was uns bewegt, wie wir es in der Mediation tun.

Auch dort, wo es rund läuft und wir keine Konflikte haben, kann Mediation entscheidende Beiträge für die Gestaltung von Zukunft leisten, Impulse für Veränderung aufnehmen und in Fortschritt verwandeln. Je weniger belastet das Thema ist, das Sie klären wollen, umso leichter ist es für die Teilnehmer sich zu öffnen und Ideen für die Zukunft zu entwickeln.

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